Wollannahme direkt vom Schweizer Schafbauern

Zweimal im Jahr sammelt Swisswool frisch geschorene Schafwolle und bezahlt die Bauern bar auf die Hand, je nach Qualität und Farbe der Wolle.

Text von Sandra Henderson

Swisswool organisiert jedes Jahr im Frühling und im Herbst Sammelstellen in der gesamten Schweiz. Dorthin bringen die Schafbauern aus der jeweiligen Region die Schurwolle von ihren Schafen. Datum und Ort werden vorher unter «Wollannahme» und in den lokalen Medien angekündigt.

Das Wollsammelsystem von Swisswool

An den rund 22 Orten organisiert ein örtliches Swisswool-Team eine mobile Sammelstelle, um ein, zwei Tage lang Schafschurwolle anzunehmen. So kommen jährlich rund 400 Tonnen zusammen, die Swisswool den Bauern direkt an Ort und Stelle für Bargeld abkauft. Der ausbezahlte Preis richtet sich nach Farbe und Qualität der Wolle.

Ein typischer Tag auf der Sammelstelle

Ein typischer Wollannahmetag beginnt früh am Morgen, meist am Wochenende. Die Schafbauern warten in ihren Pritschenwagen, Viehtransportern und Autos mit Anhängern bis jeder einzeln an die Reihe kommt. Sie bringen die Schafschurwolle in gebrauchten Futtersäcken, Big-Packs oder anderen geeigneten Behältnissen — auch mal in einem bunt bedruckten, ausgedienten Duvetüberzug.

Die Wolle wird gewogen, taxiert und sorgfältig sortiert. Die Warterei stört gewöhnlich niemanden. Man kennt sich untereinander, vertreibt sich die Zeit mit einem Schwatz über Wetter, Politik oder die Wölfe, die die Schafe reissen. Wo extra Hände mit der Wolle gebraucht werden, packt man selbstverständlich mit an.

Schafschurwolle hat neuen Wert

Viele der Helfer an den Swisswool-Sammelstellen sind selbst passionierte Schafhalter aus der Region. Die Wolle wird meist auf einer Palettenwaage gewogen. Auf einem vorgedruckten Wiegezettel werden der Name des Schafbauern, sowie das Gewicht und die Kategorie der Wolle eingetragen.

Mit dem Durchschlag bekommt der Wolllieferant an der Kasse Bares auf die Hand. Um Riesenbeträge geht es nicht im Schweizer Wollhandel. Vielmehr legen die meisten Schafbauern den Weg von ihren teils entlegenen Bergdörfern zurück, einfach um Teil dieser Aktion zu sein, die dafür sorgt, dass dieses erstaunlich funktionelle, urschweizer Naturprodukt wieder bedeutsame Verwendung findet.

Sorgsam sortierte Wolle bringt mehr

Fertig gewogen und taxiert wird die Schafschurwolle üblicherweise in fünf langen Bahnen nach Qualität und Farbe sortiert: A-weiss fein, B-weiss, braun, meliert/mischfarbig und Restwolle. Einzigartig an der Swisswool-Sammelstelle in Turtmann im Wallis gibt es zudem noch die Sortierung der besonders lockigen, langfasrigen Wolle vom Waliser Schwarznasenschaf. Je sauberer die Bauern die Schur anbringen, und je sorgsamer sie die Wolle von vornherein sortieren, einen desto besseren Preis bekommen sie für den nachwachsenden Rohstoff. Denn nur für gleichmässig feine, saubere Wolle kann Swisswool den Toppreis bezahlen. Schon ein paar Büschel brauner Fasern in einem Sack gleichmässig feiner, weisser A-Wolle stuft die ganze Menge als Mischwolle zurück.

Wir finden für jede Wollqualität bedeutsamen Nutzen

Um hochwertige Produkte herstellen zu können, braucht Swisswool gute Wollqualität. Nur so kann das Label die Wertschöpfung aus Schweizer Wolle steigern, und letztendlich auch die Ankaufspreise erhöhen. Swisswool nimmt dennoch alles an Wolle an, was die Schaufbauern zu den Sammelstellen bringen. Mit geballtem Wollwissen und viel Kreativität findet Swisswool für jede Wollqualität und Farbe bedeutsamen Nutzen.

Die grösste Herausforderung für Swisswool sind zu kurze oder zu lange Fasern, Stichelhaare und Wolle, die mit Einstreu und sonstigem Dreck verunreinigt ist. Auch Farbmarkierungen auf dem Fell der Schafe degradieren die Wolle. Deshalb müssen die Bauern schon bei der Schur darauf achten, dass verunreinigte Wolle von vornherein nicht mit der gepflegten Wolle in einem Sack landet.

Gepresst, gerollt und ab zur Wäsche

Am Ende werden die ausgelegten Wollbahnen mit einem Spezialgerät in grosse Rundballen gepresst, die anschliessend eng mit Folie umwickelt werden. Durch die kompakte Verpackung können Transportkosten geringer gehalten werden. Jede Rolle wird mit fettem Marker beschriftet, mit dem Namen der Sammelstelle, der Art der Wolle und der Rollennummer. Nur so kann das rote Label mit dem weissen Schaf später für jedes Produkt die Rückverfolgbarkeit bis zur Sammelstelle gewährleisten.

Die Wolle wird zur Reinigung nach Belgien transportiert. Der Weg per LKW in den Norden ist tatsächlich der kürzest mögliche in Europa. Denn es gibt in der Schweiz keine industrielle Wollwäscherei mehr, für solch grosse Mengen.