Zwei Minuten pro Schaf

In der Schweiz werden Schafe im Frühling und im Herbst geschoren. Ein geübter Scherer benötigt nur etwa zwei Minuten, um ein Schaf sauber von seinem Fell zu befreien. Die sorgfältige Schur hat viel Einfluss auf die Wollqualität.

Bei Winterfütterung im Stall ist die halbjährliche Schur üblich. Im Frühling wird im März/April geschoren, und im Herbst im September/Oktober, wenn die Schafe von der Alp zurückkehren. Viele Schweizer Schafbauern engagieren für diese anstrengende Aufgabe professionelle Schafscherer, die während der Schursaison auf der Walz sind.

Wanderscherer ziehen von Hof zu Hof

Diese Wanderscherer ziehen von Dorf zu Dorf und von Hof zu Hof. Manche reisen sogar jedes Jahr aus Neuseeland an, um in der Schweiz Schafe zu scheren. «Die Neuseeländer sind Profis, sie arbeiten schnell und sauber», sagt Heinz Brog. Der Schafbauer aus dem Haslital schert seine Schafe aber selber. Die meisten Schafbauern eignen sich das Scheren durch Kurse und Videos an, oder sie lassen sich von erfahrenen Schafscherern einlernen.

Swisswool Schafschur Hand mit Schermesser am Rücken des Schafs
Swisswool Schafschur Schaf hält beim Scheren Kopf hin

Die Wolle wird in einem Stück abgetragen

Die Schafe werden normalerweise mit der Schafschermaschine geschoren, stehend oder liegend, auf dem Boden oder auf einem Tisch. Die Schere wird beim Bauch angesetzt und hinauf zu Nacken, Schulter und Rücken geführt. Vorzugsweise wird die Wolle in einem Stück abgetragen, nachgeschorene Wolle ist aufgrund der kurzen Länge weniger gut verwertbar. Auch eine saubere Scherunterlage und ordentliches Sortieren sind wichtig, denn Swisswool bezahlt für saubere und sorgfältig nach Qualität sortierte Wolle einen höheren Preis.

Schafe fressen sich gegenseitig sauber

Erfahrene Schafbauern wissen, dass es besser ist, die Schafe am Tag der Schur nicht zu füttern. Für das Schaf ist es dann einfacher und angenehmer, sich hin und her wenden zu lassen. Ausserdem fressen sich hungrige Schafe gegenseitig Heu und Stroh aus dem Fell – und schon ist auch die Schurwolle sauberer. Im Frühling ist die Wolle wegen der winterlichen Stallhaltung mehr verschmutzt als im Herbst nach dem Alpsommer.

»Die Schafe fühlen sich wohl bei der Schur.» Heinz Brog, Schafbauer«

Fünf bis acht Franken pro Schaf

Die angeheuerten Scherer werden pro geschorenes Schaf entlöhnt. Sie erhalten fünf bis acht Franken für ein Tier, je nach Anzahl der zu scherenden Schafe. Zeit ist Geld, auch beim Scheren. So benötigt ein guter Schafscherer lediglich zwei Minuten, um ein Schaf vollständig und sauber von seinem Fell zu befreien. Zwei bis drei Kilogramm Wolle ergibt ein Schaf pro Schur.

Swisswool Schafschur junger Mann trägt Schaf
Swisswool Schafschur Mann packt weisses Schaf

Die am weitesten verbreitete Schafrasse in der Schweiz ist das Weisse Alpenschaf, welches sehr gross und schwer ist. Entsprechend anstrengend ist es, Weisse Alpenschafe zu scheren. Die Tiere zu hantieren und sorgsam in die nötigen Positionen zu bringen, erfordert viel Kraft. Dies erklärt vielleicht, warum unter den Berufsscherern fast keine Frauen zu finden sind.

Schafe lassen sich nicht ungerne scheren, denn für sie ist es eine Wohltat, danach vom schweren Fell befreit zu sein. Doch die Scherer müssen aufpassen, die Schafe nicht zu verletzen. «Es ist selbstverständlich, dass mit den Schafen sorgfältig umgegangen wird, vor allem mit hochträchtigen», sagt Heinz Brog und versichert: «Die Schafe fühlen sich wohl bei der Schur.»